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- J. Klemm - Eine Schuhgeschichte Datum:11.03.2002
Mokassins der Mic-Mac-Indianer im Museum:
Eine Schuhgeschichte des Hauensteiner Auswanderers Joe Klemm
Dem Besucher des Deutschen Schuhmuseums fällt derzeit in der geräumigen Vorhalle eine interessante Vitrine ins Auge, die dem Andenken des einzigen Hauensteiner Auswanderers gewidmet ist, der in seiner neuen Heimat Kanada dem Schuh treu geblieben war und auch großen geschäftlichen Erfolg hatte. "De Klemme Sepp" (Josef Klemm), auch "Joe" genannt, stammt aus einer alten Familie, die mit der Schuhmacherei seit Generationen verbunden war. Er hatte - wie so viele Hauensteiner- "Schuhe in den Adern", was ihn nach seiner Auswanderung im Jahre 1958 nach Kanada auch bewogen hat, dem Leisten treu zu bleiben. Josef Klemm ist vor vier Jahren allzu früh in seiner Wahlheimat mit 58 Jahren verstorben. Sein Lebenswerk , zusammen mit der kanadischen Regierung ein Schuhmodell mit den kanadischen Indianern zu Ende zu führen, war ihm nicht mehr vergönnt. Seine besondere Leistung als Auswanderer hat jetzt einige Jahre nach seinem Tod das Deutsche Schuhmuseum aufgearbeitet und dem "Klemme Sepp" ein Vermächtnis bereitet, das in die Abteilung "Auswanderer" in die Museumsdidaktik integriert wird. "Wir sind zusammen auf der Schulbank gesessen und haben so manche gemeinsame Streiche aus dieser Zeit durchgeführt", erinnert sich Bürgermeister Willi Schächter an seinen 1939er-Jahrgangskollegen Josef Klemm, der bereits in seiner Schulzeit immer schon Fernweh nach den Indianern und fernen Welten verspürte. "Im Grunde genommen war Josef Klemm immer auf der Suche nach neuen Lebens-Ufern", meint der Ortschef, der gleichzeitig aber auch feststellt, dass Josef Klemm aber auch unerschütterlich an seinem Heimatort festhielt, den er jährlich mehrmals besuchte. Wie die Schuhe dafür sorgten, dass Josef Klemm seiner Kindertraum erfüllen konnte, nämlich mit den richtigen Indianern in beruflichen und freundschaftlichen Kontakt zu kommen, ist eine eigene Geschichte: Josef Klemm jun. ist im Jahre 1958 mit 18 Jahren nach Kanada ausgewandert. Wie in den vergangenen Jahrhunderten gab es auch nach dem Zweiten Weltkrieg eine weitere Welle Hauensteiner Auswanderer. In der Regel hatten damals die meist jungen Auswanderer auch nahe Verwandte über dem "Großen Teich", so dass die jungen Leute fast alle irgendeinen Ankerpunkt für die ersten schweren Jahren hatten. So war auch Josef Klemm als sehr junger Mann bald aufgenommen, denn überall gab es in den USA und Kanada bereits Häschdner (Hauensteiner), wo man heimatliche Geborgenheit spüren konnte. Mit viel Fleiß und Ausdauer hat er zusammen mit seiner Familie er eine ansehnliche Schuhfabrik und mehrere Schuhgeschäfte in Port Colborne, Niagarafälle und Umgebung aufgebaut. Einige Jahre hat er auch in Montreal Schuhe hergestellt.
Im Jahre 1996 hat er mit dem Häuptling Cheef Martin, der First Nation und der Kanadischen Regierung einen Vertrag unterschrieben, eine Schuhfabrik in EEL-RIVER-BAR NEW BRAUNSWIK (Neu Braunschweig) zu eröffnen. Es wurden Mic - Mac - Indianer in seiner Fabrik in Montreal angelernt. Im Januar 1997 wurde dann die erste Schuhfabrik im Land der Indianer Eel River Bar -Shoe Com., eröffnet. Es wurden Mokassins und auch andere Schuhe dort hergestellt. Im Mai 1998, verstarb Josef Klemm jun.
Auf Grund des Todes von Josef Klemm wurde leider auch dieses zukunftsweisende und integrative Schuh-Modell-Projekt der kanadischen Regierung mit den Mic Mac Indianern aufgegeben.Josef Klemm bleibt der einzige Hauensteiner Auswanderer in der Neuen Welt, der in Kanada "bei seinen Leisten" blieb und unternehmerisch in der Schuhbranche tätig blieb.
Die neue Vitrine ist mit viel Liebe ausgestattet. Bilder zeigen Josef Klemm und seine große Familie in ihrer neuen Heimat - nur eine halbe Sunde von den Niagara - Fällen entfernt. Die Exponate habe alle ihre eigene Geschichte , viele zeugen von persönlichen Freundschaften mit dem Indianer-Häupling und dessen Umfeld. Natürlich stehen die Original - Indianer - Mokassins im Mittelpunkt, das Ganze ein gelungener Einblick in das Leben des Joe Klemm, der die Schuhmacherkunst seiner Väter über den großen Teich bis hin zu den Indianern Kanadas getragen hat. Eingerichtet wurde die neue Vitrine von Christoph Seibel, unterstützt von Getrud Graf, einer Schwester von Josef Klemm, die ebenfalls mit ihrem aus Hauenstein stammenden Ehemann Hubert Graf in Kanada lebt.In einer kleinen Feierstunde hat Ortsbürgermeister Willi Schächter die ganz besondere Auswanderer-Vitrine zum Gedenken an Josef Klemm im Beisein seiner Schwestern Gertrud Graf und Henny Kämmerer eröffnet
Foto: Eine interessante neue Vitrine im Deutschen Schuhmuseum: Ortsbürgermeister Schächter mit dem deutsch-kanadischen Ehepaar Hubert und Gertrud Graf bei der Eröffnung der Josef-Klemm-Gedenkausstellung.
Foto: Deutsches Schuhmuseum
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